Naturwein? Wein ist doch Natur!

Wein-ABC

Ja, Wein hat viel mit Natur zu tun. Er ist und bleibt aber ein Kulturgut, ein Produkt der menschlichen Kultur, ein Kind der Zivilisation.

Wein braucht den Menschen, damit aus wilden Reben Weinberge und –gärten entstehen, damit aus dem vergärenden Traubensaft nicht unweigerlich Essig wird. Der Mensch zieht daraus Erfahrungen, es entstehen Traditionen, die überliefert werden und sich durch neue Erfahrungen und Erkenntnisse wandeln.

Im Zuge einer solchen Wandlung hat sich vor etwa 40 Jahren die Erneuerungsbewegung des Naturweins (vin naturel) heraus kristallisiert. Diese Entwicklung ist über die Jahre gereift und wird in der Weinwelt heute ernst genommen.

Wo Modernisierung und Globalisierung die Weinherstellung schon längst erreicht haben, geht es den Machern von Naturweinen um eine entscheidende Frage: Wie und wie weit soll die kultivierende, domestizierende Hand des Menschen Einfluss auf die Natur nehmen?

Dabei geht es um Ökologie und darüber hinaus auch um Nachhaltigkeit, die Gesundheit der Konsumenten und den Weinmachern, die Erhaltung der Fruchtbarkeit und das Überleben der Böden – es geht auch um den authentischen Ausdruck des Anbaugebiets, des Klimas, der Erntebedingungen und um den Geschmack und die Bekömmlichkeit des Weins.

Naturwein ist bio- biodynamisch… und noch ein grosser Schritt mehr.

Aus einer ursprünglichen Gruppe von fünf französischen Aussenseitern – „le groupe des 5“ – junge Weinbauern aus dem Beaujolais, ist im Laufe der Zeit ein Netzwerk von Winzern, Händlern und Journalisten entstanden, das weit über Frankreich hinausreicht.

Auch in der Schweiz wenden sich immer mehr Geniesser dem Naturwein zu, und der Wein wird auch hierzulande von immer mehr erlesenen Winzern natürlich gekeltert. Naturweine werden heute in den besten Restaurants der Welt serviert und haben die Weinwelt nachhaltig beeinflusst.

Der Naturwein ist definitiv angekommen.

Was Naturwein ist

Im Anbau

  • Der Mensch baut die Trauben ausschliesslich biologisch oder biodynamisch an
  • Der Mensch erntet die Trauben ausschliesslich von Hand

Im Ausbau

  • Der Mensch respektiert die ureigene Struktur der Traube. Er verzichtet bei der Vinifizierung auf jegliche technische Verfahren geschmacksverändernder, brutaler oder traumatisierender Art wie z.B. umgekehrte Osmose = Wasserentzug, tangentiale Filtration, Pasteurisierung und Thermo-Vinifizierung, Mikrooxigenation
  • Der Mensch respektiert die natürlichen Gärungsprozesse der Trauben, d.h. die Spontanvergärung durch natürliche Hefen auf den Trauben und im Weinkeller. Er fügt dem Wein keinerlei chemische, pflanzliche oder tierische Zusatzstoffe bei (z.B. Reinzuchthefen, Reinzuchtbakterien, Aufzuckerung, Behandlungsmittel zur Korrektur und/oder Verschönerung)
  • Der Mensch fügt dem Wein wenig bis gar kein SO2 zu: 0 – 30mg/Liter für Schaum- und Rotweine; 0 – 40mg/Liter für Weissweine. Diese Werte gelten immer, unabhängig vom jeweiligen Restzuckergehalt

Dem Naturwein wird nichts hinzugefügt und nichts weggenommen. Wegen der fehlenden Zusatzstoffe kann er auch als vegan bezeichnet werden.